Weihnachtszeit – Hektik oder Besinnlichkeit?

Dieses Jahr ist vieles anders – die vielen Termine vor Weihnachten fallen weg, aber so richtige Besinnlichkeit will sich bei den meisten dennoch nicht einstellen. Clara und Constanze haben sich dazu auch so ihre Gedanken gemacht.

 

Das sagt Constanze

Weihnachten – das Fest der Liebe – häufig genug ist es jedoch eher das Fest des Konsumrausches mit einer Vorweihnachtszeit, die viel zu viele Termine bereithält. Und dann muss noch gebacken, geschmückt, dekoriert, Geschenke gefunden und eingepackt werden … Ich mag grundsätzlich die Winterzeit mit kalten, klaren Nächten und gemütlichem Kerzenschein. Den Advent mit dem Geruch von Stollen und Tannengrün in der Wohnung. Dennoch stelle ich fest, dass – anders als in meiner Kindheit – wir nicht mehr regelmäßig zum Adventskaffee zusammenkommen. Wir singen keine Weihnachtslieder oder machen einen Spaziergang durch den Wald.

Patchwork-Zeiten

Gut, das mag auch ein bisschen daran liegen, dass die Wochenenden zwischen den Eltern aufgeteilt werden. Da bleibt dann oft gar nicht mehr so viel freie Zeit. So richtig besinnlich fand ich dieses Jahr eigentlich nur einen Weggottesdienst, den ich mit meiner kleinen Tochter besucht habe. Da sind wir mit anderen Familien auf dem Gelände der Kirche am Rhein entlanggelaufen (selbstverständlich mit Maske und Abstand) und haben an verschiedenen Stationen kurze Gedichte oder Geschichten gehört und ein Lied gesungen.

Stille Tage

Die vielen vorgegebenen Termine – ob Weihnachtsfeiern der Kinder oder bei mir selbst – vermisse ich in diesem besonderen Jahr nicht, aber sehr wohl die schönen kleinen Zusammenkünfte, zum Beispiel für einen gemeinsamen Glühwein mit Freunden. Es ist still, aber eben nicht so richtig selbst gewählte Stille.

Geschenke zur richtigen Zeit

Bezüglich der Geschenke bin ich froh, dass ich diese vornehmlich auf die Kinder beschränken kann. Denn lieber verschenke ich an jemanden etwas, weil ich es in dem Moment sehe und gleich an ihn oder sie denken muss, statt auf „Teufel komm raus“ zu Weihnachten etwas Passendes finden zu müssen. Aber die Kinder haben natürlich durch die erweiterte Familiensituation mehr Personen, die sie vermeintlich beschenken „müssen“. Schön finde ich aber immer noch unsere Tradition, dass der Wunschzettel am 6.12. im Stiefel steckt, der vor die Tür gestellt wird. So kann der Nikolaus ihn für das Christkind mitnehmen. Aber das war natürlich lustiger, als die Kinder noch an das Christkind glaubten – hier bleibt mir nur noch das Vergnügen meiner Jüngsten, die daran festhält.

Von Hektik und Gemütlichkeit

Die Vorweihnachtszeit ist – wenn ich genau überlege – nicht mehr oder weniger hektisch als das restliche Jahr für mich als alleinerziehende Mutter. Und besinnlich – im Sinne von bewusst als Familie mit Einkehr und Freude – sind wir auch zu anderen Zeiten in unserem kleinen Kreis. Ganz unabhängig natürlich von Weihnachten als religiösem Fest für die Christen. Aber das Wichtigste – ob in Hektik oder Gemütlichkeit, zu Weihnachten oder im restlichen Jahr – ist für mich, dass wir uns haben! Frohe Weihnachten an alle!
 

Das sagt Clara

Glühwein, Adventskaffee, Weihnachtsmärkte und Eis laufen, all das verbinden wir mit der Weihnachtszeit. Allerdings verwandelt sich die Zeit vor Weihnachten meist nur in Stress: Geschenke besorgen, Klausurenphase in der Schule und Müdigkeit, da es so früh dunkel wird. Anderes, was Spaß machen könnte, wie Weihnachtsmarkt und Co. sind dank Corona gar nicht erst möglich.

Weihnachtsgefühl – nicht wirklich

Ich persönlich kann nicht sagen, dass mir die Weihnachtszeit bisher gefallen hat. Wir hatten zwar einen Adventskaffee am zweiten Advent mit meinen Großeltern und haben ganz traditionell unseren Lieblingsfilm “Tatsächlich Liebe” geschaut, aber das war es auch. Bis zum 16.12 habe ich vier Klausuren geschrieben und hatte keine Zeit für irgendetwas schön Weihnachtliches. Stattdessen bin ich in meiner freien Zeit rumgerannt und habe versucht, für jeden das perfekte Geschenk zu finden, bzw. eins, das man nicht gleich in den Mülleimer werfen will oder direkt nach Weihnachten auf Ebay verkauft. Bei meiner großen Patchwork Familie komme ich da auf einige Geschenke. Als Kind ist Weihnachten etwas magisches und aufregendes. Meiner Meinung nach verfliegt dieses Weihnachtsgefühl direkt am Anfang der Pubertät: Man merkt, das Christkind gibt es nicht und die Realität holt einen ein und macht klar, du hast zu viel zu tun für deine Zukunft um die Zeit zu nehmen in das Weihnachtsfeeling zu kommen. Es geht auf einmal nur um Konsum.

Heile Welt im Patchwork-Universum

An Weihnachten selbst ist es jedoch besinnlich. Die Familie kommt zusammen, die Welt ist scheinbar heil für einen Abend und man vergisst die Patchwork-Probleme, oder verdrängt sie zumindest. Danach kommt aber wieder der normale, nervige Alltag auf einen zu. Und doch freut man sich dann wieder im nächsten Jahr auf Weihnachten, bis der Stress aufs Neue losgeht.

0 Gedanken zu „Weihnachtszeit – Hektik oder Besinnlichkeit?

  • Catharina sagt:

    Ich komme erst jetzt zum schreiben… STRESS!!!
    .‘-)

    SPAAAASSS… zumindest zum Teil! Die Vorbereitungen für Weihnachten kosten zwar viel Zeit, aber ich würde das nicht tun, wenn es mir nicht auch etwas gäbe!!! Plätzchen backen mit meiner Tochter, Pralinen selbermachen als persönliches Geschenk für meine Familie und meine Freunde, diese dann verpacken und verschicken oder vorbeibringen – alles das ist zeitaufwändig, aber ein für mich kostbares Signal in dieser emotional aufgeladenen Zeit. Denn seien wir doch mal ehrlich: kein anderer Abend im Jahr hat in unserem Kulturkreis diese emotionale Energie wie der heilige Abend. Auch meinen soeben verwitweten Patenonkel wollte ich an diesem speziellen Abend nicht alleine lassen – er hätte seine Einsamkeit bestimmt stark gespürt! Auch wenn mich das an den Rand meiner Kapazität gebracht hat…

    • Constanze von Poser sagt:

      Vielen Dank für das Teilen, Catharina. Hoffen, du konntest dich dann zumindest „zwischen den Jahren“ erholen. 🙂

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