Leistungsdruck – wann ist er förderlich, wann belastend?

Wir alle kennen das Thema, das wir Druck verspüren. Wie viel geben wir davon als Eltern an unsere Kinder ab, wie viel Druck spüren Jugendliche von zuhause oder aus der Gesellschaft? Hierzu unsere Gedanken.

 

Das sagt Constanze

Ach ja, sich selbst Druck machen – man könnte sagen, das ist mein zweiter Vorname. Gut sein im Job, funktionieren als Partnerin, eine tolle Mutter sein … ich war schon früher so, dass ich von mir selbst am meisten erwartet habe. Der Druck entlud sich dann gerne mal in Wut. Heute versuche ich, ihn besser zu kanalisieren. Zu sehen, was ich schon geleistet habe. Mich darüber zu freuen. Und mir auch Auszeiten zu gönnen. Dennoch spüre ich den Druck auch jetzt immer wieder. Auch in unserer Gesellschaft wird gerne mit Druck gearbeitet. Und hier meine ich nicht nur Leistungsdruck. Das ist ja aktuell ziemlich spürbar. Eben auch für unsere Kinder. Wenn man nicht bestimmte „Kriterien“ erfüllt, gehört man nicht dazu.

Erreichtes wird nicht honoriert

Aber zurück zum Leistungsdruck. Wir sind dazu erzogen, dass – je mehr Leistung man bringt, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich uns: Karriere, Finanzen, Freundschaften. Überall gilt es, etwas zu leisten, auch, um Anerkennung zu bekommen. In gewissem Maße ist es sicher gut, sich Herausforderungen zu stellen und Ziele zu setzen. Das spornt an. Doch oftmals werden die Erwartungen eben dann immer höher gesetzt. Das Erreichte wird nicht honoriert – es wird als selbstverständlich angesehen.

Immer höher, schneller, weiter …

Nehmen wir die lieben Schulnoten – grausam, denn meistens völlig subjektiv gefärbt (meine Meinung!): Eine 3 ist nicht mehr „befriedigend“, sondern höchstens „ausreichend“. Wurde dann eine 2 erreicht, gibt es ein kurzes Freuen – „geschafft“ – aber gleich darauf ist auch dies nicht mehr genug, der Kampf um die 1 beginnt. Denn: Es geht ja immer besser …

Vorbildfunktion

Ich befürchte, mit meinem eigenen Perfektionismus bin ich hinsichtlich Druck nicht immer ein gutes Beispiel für meine Kinder. Auch wenn ich IHNEN gar nicht großen Druck mache hinsichtlich ihrer Leistungen – behaupte ich jedenfalls mal. Aber alleine als Vorbild für sie mit dem Druck, den ich mir selbst mache, diene ich als Vorlage für ihren Leistungsdruck. So kann ich mir den Mund fusselig reden, wenn ich sage: “Du bist gut und bringst viel Leistung. Du musst nicht noch mehr tun.“ Besser ist es, ich zeige es auch durch die Wertschätzung meines Selbst, ob ich gerade viel oder auch etwas weniger geschafft habe.
Also – dabei könnte ich als Mutter echt noch besser werden … puuuuh, Leistungsdruck. *haha*

 

Das sagt Clara

„Mach dir doch nicht immer so einen DRUCK!”, das wird mir häufig gesagt.

Eigene Erwartungen zu hoch?

Aber das ist nicht so einfach – zum einen soll man Erwartungen an sich selbst haben, zum anderen soll man nicht zu viele oder hohe haben. Vor allem in der Schule stelle ich Erwartungen an mich selbst; ich mache mir durchaus Druck. Ich weiß noch nicht genau, was ich studieren will. Das heißt für mich, ich brauche ein gutes Abi um alle Möglichkeiten zu haben.

Der Druck stresst

Der Druck stresst mich sehr, während Klausurenphasen bin ich in der Regel krank oder habe starke Verspannungen. Da fragt man sich dann, ob es das wert ist – von dem Druck aber komme ich dann trotzdem nicht weg.

Besonders in der Schule

Besonders in der Schule etabliert sich selbstgemachter Druck schnell, unbewusst bekommt man nämlich Druck von allen Seiten. Bei jeder Klausur vergleicht man seine Noten mit denen der anderen, schließlich wird man auch immer nach der eigenen Note gefragt. Ist die Note dann mal etwas schlechter als sonst, wird sofort berechnet, inwiefern sie den Gesamtschnitt runterziehen wird. Eine beliebte Frage der Lehrer und MitschülerInnen ist dann: ,,Bist du denn zufrieden?”
Mmmhmm – natürlich nicht, weil es immer Luft nach oben gibt.

0 Gedanken zu „Leistungsdruck – wann ist er förderlich, wann belastend?

    • Constanze von Poser sagt:

      Motivation finde ich hier ein schöneres Wort. Wenn wir intrinsisch motiviert sind, lähmt es nicht, spornt aber dennoch an.

  • Catharina sagt:

    Es nutzt ja nix das Problem zu ignorieren – der Druck ist bei uns ja ein soziokulturelles Problem. Die Deutschen leben um zu arbeiten, sagt man. Es ist ja auch schön etwas zu ‚leisten‘ im Sinne von beitragen. Ohne Beitrag zum gesellschaftlichen Fortkommen zu leben empfinde ich als egoistisch. Das können ja auch Kleinigkeiten sein… Aber es ist sicherlich gut seinen ‚Beitrag‘ in der eigenen Sinnhaftigkeit zu finden – ohne Druck durch Parameter, die von außen gemacht werden.

    • Constanze von Poser sagt:

      Oh ja, eigentlich liegt es in unserer Natur, etwas (er)schaffen zu wollen. Wenn wir aber in unserer Sinnhaftigkeit arbeiten, dann empfinden wir es doch eher als Flow statt Druck, oder?

  • Ich denke, dass eine Schule, die in zu hohem Maße Leistungsdruck aufbaut, nicht gut für die Kinder ist. Wenn man etwas spielerisch und mit Spaß lernt, dann behält man es auch. Dinge, die mir eingebimst wurden, habe ich schnell wieder vergessen. Deshalb ist Druck nie sinnvoll… Was man mit – oder gar unter – Druck tut, ist nur selten von Dauer…

    • Constanze von Poser sagt:

      Es ist erwiesen, dass Kinder besser mit Freude lernen, und nicht nur Kinder. Hin und wieder einen Ansporn zu geben, finde ich in Ordnung, denn manchen tut dies auch gut. Dennoch finde ich es schade, dass in unserer Gesellschaft oft sehr einseitig hinsichtlich Leistung gedacht wird. Denn wir haben alle unsere besonderen Talente und können dazu Leistung erbringen. Diese sind nur oftmals nicht relevant, gerade in unserem Schulsystem.

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