Ausgehen

Wer bestimmt, wie lange??


Das sagt Constanze

Mitternacht ist daddeldu

Ach, ich weiß ja – ich war selbst mal 16 und dachte, ich wäre schon ganz erwachsen! Das heißt, eigentlich eher mit 17, denn mit 16 war ich ein Jahr in den Vereinigten Staaten und da durfte man nicht wirklich viel als Austauschschülerin.

Was ich sagen möchte – ich kann durchaus nachvollziehen, dass meine Tochter gerne selbst bestimmen möchte, wann sie nach Hause kommt. Und ich halte sie auch für sehr vernünftig. Dennoch ist es meine Aufgabe als Mutter, gewisse Grenzen zu setzen. Und zwar Grenzen, mit denen ICH mich wohl fühle. Wenn meine Tochter unterwegs ist, dann mache ich mir nicht zwangsläufig Sorgen, aber ich möchte nicht, dass sie nachts durch die Gegend „streunt“.

Was macht die U18 denn noch nach Mitternacht?

Diskotheken fallen aus – jetzt natürlich sowieso wegen Covid19 – und auch Bars sind nicht wirklich für 16jährige gedacht. Am Rhein muss man auch nicht bis 3 Uhr nachts „abhängen“, denn bekanntlich soll man ja gehen, wenn es am schönsten ist, oder nicht?

Ganz ehrlich – manchmal denke ich auch, was soll das mit dieser strikten Handhabung, aber es ist auf der anderen Seite ganz praktisch, einen festen „Schlusspunkt“ zu setzen. Uuuuuund, wenn man dann mal eine Ausnahme macht – wie letztens, als ihr bester Freund in seinen Geburtstag gefeiert hat, dann freut sie sich, wenn sie dann mal bis 1 Uhr unterwegs sein darf.

Grenzen sind wichtig, finde ich, und gehören zum bewussten Umgang mit Freiheiten für Heranwachsende dazu. 

Dürfen Jungs mehr?

Clara sagt mir immer, dass die Jungs in ihrem Alter ausgehen dürfen, so lange sie wollen. Ich selbst habe auch einen Sohn, der zwei Jahre jünger ist als seine Schwester. Mache ich mir bei ihm weniger Sorgen, dass ihm etwas passieren könnte? Machen wir tatsächlich bei Jungs und Mädchen einen Unterschied? Um ehrlich zu sein, ich glaube JA. Dahinter steckt der Gedanke, dass ein Mädchen eher sexuellen Übergriffen ausgesetzt ist, sich rein von der Körperkraft schlechter zur Wehr setzen kann. Warum die Angst, dass ein Übergriff eher nachts als tagsüber passiert? Schlicht und ergreifend: Alkohol. Junge Männer, die sich überschätzen, weil sie „einen im Tee haben“, alte Geiferer, deren Zurückhaltung nach dem 8. Kölsch schwindet. Leider ist dies Realität und passiert auch immer wieder – woher ich das weiß? Ich bin eine Frau und habe es selbst erlebt. Meine Tochter wird es wahrscheinlich auch irgendwann mal erfahren, aber dann hoffentlich älter sein und damit umzugehen wissen.

Sorry, Clärchen – es bleibt bei Mitternacht! Ich habe dich lieb. ????


Das sagt Clara

Ich bin 16 und muss immer spätestens um Mitternacht zuhause sein. Vor einem Jahr war es noch 10 Uhr. Also haben sich meine Eltern an sich eigentlich nur an das Gesetz gehalten. Jedoch finde ich, dass ich durchaus am Wochenende die Erlaubnis haben sollte ein oder zwei Stündchen länger draußen zu bleiben. Schließlich bin ich eigentlich nie weiter als fünf Minuten von zuhause entfernt.

Jungs dürfen mehr

Bei Ausgehzeiten spielt bei den Eltern meistens das Geschlecht eine Rolle. Die Erfahrung habe ich selbst bei meinem Auslandsaufenthalt in Amerika gemacht. Meine Gastmutter dort sagte mir ich müsse immer um Mitternacht zuhause sein und mein Gastbruder könne nach Hause kommen wann er wolle, schließlich sei er ja ein Junge. In Deutschland ist es nicht anders, meine männliche Freunde dürfen meist so lange raus wie sie möchten, während meine Freundinnen zwischen 12 und 2 zuhause sein müssen. Ich verstehe, dass sich Eltern um ihre Töchter meist mehr Sorgen machen als um ihre Söhne, dennoch finde ich es nicht fair und irgendwo auch sexistisch. Wenn man in einer Gruppe unterwegs ist und nur die letzten Schritte alleine nach Hause machen muss macht eine spätere Uhrzeit kein Unterschied.

Meine beste Freundin ist auch 16 und hat die gleiche Auszeit wie ihr zwei Jahre jüngerer Bruder. Tatsache ist bei der Ausgehzeit sind fast alle Eltern sexistisch.

Ich will mehr Freiheiten

Meine Mutter macht bei mir persönlich manchmal Ausnahmen, zum Beispiel wenn es um Geburtstage geht. Trotzdem wünsche ich mir, dass sie lockerer mit meiner Ausgehzeit ist, schließlich werde ich immer bis fast vor die Tür nach Hause gebracht.

0 Gedanken zu „Ausgehen

  • Catharina sagt:

    Dass Jungs im selben Alter quasi privilegierter von ihren Eltern behandelt werden was die Ausgangszeiten betrifft liegt natürlich auch daran, dass sie weniger der Gefahr von Übergriffen ausgesetzt sind. Aber das ist nicht sexistisch, sondern auch ein sozialkulturelles Erbgut. Mädchen werden insgesamt „weicher“ erzogen – und diese „Weichheit“ wird eben manchmal ausgenutzt. Mein Sohn fühlt sich nicht dafür verantwortlich, wenn Jemand sich an ihm abarbeiten möchte und geht einfach! Meine Tochter ist da zugewandter – und bis sie diese soziale Kompetenz nicht selbst und selbstbewusst dosieren kann und einen möglichen Übergriffigkeit erkennen, einschätzen und abwehren kann, möchte ich sie vor schlechten Erfahrungen schützen!

    • Constanze von Poser sagt:

      Danke für deinen Beitrag Catharina – ja, es erscheint manchmal ungerecht, was Eltern aus Sorge machen. Deswegen ist es gut, wenn man hierzu im Gespräch bleibt und Mädchen lernen, wie sie mit solchen Situationen umgehen können.

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